Notfallübungen
Üben für den Ernstfall
Als Notfall gilt jede unvorhergesehene Situation, durch die eine Gefährdung für Menschen, Tiere oder Sachwerte ausgeht. Notfälle können durch verschiedene Ereignisse ausgelöst werden. Dazu gehören unter anderem Brände, Überschwemmungen, Erdbeben, Explosionen, Terroranschläge und Havarien.
Bei Eintritt eines Notfalls müssen verschiedene Maßnahmen getroffen werden, durch die Menschen und Tiere in Sicherheit gebracht und materielle Schäden so gering wie möglich gehalten werde. Notfallübungen sind ein Teil dieser Maßnahmen.
Was sind Notfallübungen?
Diese Übungen sind die praktischen Umsetzungen der Notfallpläne, die vom Notfallmanagement für bestimmte Ereignisse wie Stromausfall, Feuer, Terroranschläge oder Amokläufe (an Schulen) vorbereitet worden sind. Dabei geht es in erster Linie um die schnelle und vollständige Evakuierung (Räumung) eines Betriebsteils, Gebäudes, Stockwerks oder Raums.
Darüber hinaus kann ein Notfallplan auch andere Maßnahmen in Form von Anweisungen enthalten, beispielsweise das Abschalten bestimmter Maschinen und Anlagen. In einer Notfallübung werden diese Maßnahmen in der Praxis unter möglichst realistischen Bedingungen geübt. Dabei wird meistens vom Szenario eines Brandes ausgegangen, weil sich das gut nachstellen lässt.
Dabei sollte von den konkreten Bedingungen vor Ort ausgegangen werden. Wird beispielsweise im Unternehmen mit leicht entzündlichen Stoffen gearbeitet oder gibt es Bereiche, die besonders gefährdet sind? Dort sollte die Planung der Notfallübung ansetzen und einen Brand in diesen Zonen annehmen.
Die Vorbereitung der Notfallübung
Eine Notfallübung hat nur Erfolg, wenn sie sorgfältig vorbereitet wird. Dafür müssen Brandschutzhelfer und/oder Evakuierungshelfer ernannt und regelmäßig geschult werden. Auch die Vorgesetzten benötigen regelmäßige Fortbildungsmaßnahmen auf diesen Gebieten.
Jeder Brandschutzhelfer oder Evakuierungshelfer ist für seinen Bereich verantwortlich. Ihre wichtigste Aufgabe besteht darin, den Menschen in Ihrem Verantwortungsbereich Hilfe zur Selbstrettung zu leisten. Sie sammeln die Menschen um sich und führen sie auf den markierten Flucht- und Rettungswegen zu den festgelegten Sammelpunkten. Sie müssen darauf achten, niemanden zurückzulassen.
Am Sammelpunkt erstatten sie ihrem Vorgesetzten oder den Rettungskräften bzw. der Feuerwehr Bericht. In ihrer Mobilität eingeschränkte Personen, Senioren, Kinder und Behinderte benötigen besondere Aufmerksamkeit. Damit eine Notfallübung erfolgreich verlaufen kann, muss die Zahl der Evakuierungshelfer oder Brandschutzhelfer in einem angemessenen Verhältnis zur Anzahl der Personen stehen, die sich im Gebäude aufhalten. Experten rechnen bei einer ersten Notfallübung mit einer Planungszeit von drei bis sechs Monaten im Voraus.
Während der Notfallübung
Es empfiehlt sich, bei der Notfallübung die örtliche Feuerwehr mit einzubeziehen. Dadurch wird die Übung nicht nur realistischer, die Feuerwehr bekommt auch Gelegenheit, sich mit den örtlichen Gegebenheiten wie Anfahrtswege, Sammelstellen und Löschwasserstellen vertraut machen und sie auf Fehler und Probleme überprüfen oder den Einsatz von Drehleitern und anderen Rettungsgeräten üben. Gleichzeitig dient die Feuerwehr als unparteiischer Beobachter und kann Versäumnisse oder Fehler entdecken, die den Beteiligten gar nicht bewusst sind.
Nach der Notfallübung
Den Abschluss der Notfallübung bildet eine ausführliche Auswertung. Dabei geht es darum, festzustellen, ob die Ziele der Notfallübung erreicht wurden.
- Haben alle im betreffenden Bereich anwesenden Personen auf den Alarm reagiert?
- Wurde die geschätzte Zeit bis zur vollständigen Evakuierung eingehalten?
- Wurden alle im Notfallplan festgelegten Maßnahmen getroffen?
- Haben die Evakuierungshelfer oder Brandschutzhelfer ordnungsgemäß Bericht erstattet?
Die Auswertung sollte gemeinsam mit allen Beobachtern und Evakuierungshelfern/Brandschutzhelfern erfolgen. Ihre Aussagen sind wichtig, weil sie dabei helfen, Schwachstellen im Notfallplan aufzudecken und zu beseitigen. Dadurch wird das Sicherheitskonzept des Unternehmens verbessert und das Risiko gesenkt.
Worauf sollten Sie beim Abhalten einer Notfallübung achten?
Damit die Übung ein realistisches Bild vom Verhalten der Verantwortlichen und aller Beteiligten in einem Notfall ergeben können, sollten sie grundsätzlich nicht vorher angekündigt werden. Eine Notfallübung mit Vorankündigung ist nur wenig sinnvoll, weil dann die Beteiligten Zeit haben, um sich darauf vorzubereiten.
Auf der anderen Seite dürfen Sie jedoch nie vergessen, eine geplante Notfallübung rechtzeitig vorher den Behörden anzukündigen. Insbesondere Feuerwehr und Polizei sollten unterrichtet sein, damit nicht irrtümlicherweise ein echter Alarm ausgelöst wird. Auch die Geschäftsführung des Unternehmens muss über die Notfallübung informiert werden.
Bei der Notfallübung darf auch das aktuelle Wetter nicht unberücksichtigt bleiben. Herrschen extreme Wetterbedingungen wie Starkregen, Sturm, Gewitter, Hagel oder dichter Schneefall oder Nebel sollte die Notfallübung kurzfristig abgesagt und auf einen späteren Zeitpunkt mit besserem Wetter verschoben werden.